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DIE FUSSBALLECKE
Es gibt viel zu reformieren beim Weltfußballverband
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Es gibt viel zu reformieren beim Weltfußballverband

Autor: Alfred Kruhl am 01.06.2015
Ein Kommentar von Alfred Kruhl

DIE FUSSBALLECKEFIFA-Präsident Joseph S. Blatter hat es wieder einmal geschafft, seine Gegner in Schach zu halten und sich seine Wiederwahl im zweiten Wahlgang gesichert. Kritiker, insbesondere aus dem europäischen Raum, haben zwar die Lippen gespitzt, aber zum (Ab)Pfeifen des Trauerspiels um den Präsidenten und seine Mitstreiter ist es leider nicht gekommen.

Die UEFA hat zwar den Aufstand geprobt, musste dann jedoch die Übermacht der Blatter-Getreuen insbesondere aus den afrikanischen, asiatischen sowie mittel- und südamerikanischen Bereichen hinnehmen. Ein klarer Schnitt mit dem Krösus FIFA und seinen Protagonisten blieb aus. Fürchtete man bei konsequenterem Handeln (Rückzug der UEFA aus dem FIFA-Verbund) evtl. den möglichen Verlust der Fleischtöpfe der FIFA?

Dass der FIFA-Chef jetzt auch noch in die Rolle des Chefaufklärers und Retters der FIFA geschlüpft ist, um für Sauberkeit im höchsten Fußball-Sportgremium zu sorgen, setzt allem die Krone auf. Dafür hätte Blatter seit Beginn seiner Amtszeit (1998) reichlich Zeit und Gelegenheiten gehabt. Er hat sie nicht genutzt, weil dies nicht in sein „System“ passte. Über das Fehlverhalten seiner langjährigen Freunde im Exekutivkomitee der FIFA hat er offensichtlich gerne lange hinweg gesehen. Fehlverhalten, das zum Beispiel Politiker zum Rücktritt zwingt, scheint bei maßgeblichen Sportfunktionären keine entsprechenden Reflexe auszulösen.

Die „Geschmeidigkeit“, mit der dieser Präsident seine Amtsgeschäfte – einem „Sonnenkönig“ gleich – führt, findet seine Ergänzung in Bestimmungen der „FIFA-Statuten“, die unter anderem festlegen, dass jede Konföderation (Zusammenschluss der von der FIFA anerkannten Verbände eines Kontinents) die Statuten, Reglements und Entscheide der FIFA zu befolgen und deren Befolgung auch durchzusetzen hat. Die Disziplinarkommission der FIFA kann gegen Mitglieder, Klubs, Offizielle, Spieler, Spielvermittler und Spielervermittler die in den Statuten und dem „FIFA-Disziplinarreglement“ festgehaltenen Sanktionen – Disziplinarstrafen wie Verweis, Geldstrafe, Spielsperre bis hin zum Zwangsabstieg einer Mannschaft in eine tiefere Spielklasse – verhängen. Berufungen gegen letztinstanzliche Entscheide der FIFA, insbesondere der Rechtsorgane, können beim CAS eingereicht werden. Der ordentliche Rechtsweg ist ausdrücklich ausgeschlossen (bis auf eine unbedeutende Ausnahme). Bei Verstoß gegen diese Regelungen drohen Sanktionen. Autoritäre Systeme handeln kaum anders!

Dieser Anspruch, nicht nur die Durchsetzung einheitlicher Fußballregeln – was verständlich ist – sondern auch sportrechtliche Auseinandersetzungen notfalls unter Androhung von Sanktionen autark regeln zu wollen und bei Letzterem selbst Entscheidungen der ordentlichen Gerichtsbarkeit auf sportrechtlichem Gebiet bis hin zum EuGH nicht zur Kenntnis zu nehmen, zeigt das ganze Anspruchsdenken dieses Weltverbandes. Nur hin und wieder konnten bisher von ordentlichen Gerichten Entscheidungen von Sport- und Verbandsgerichten revidiert werden (siehe jüngste Entscheidung im Falle der Eisschnellläuferin Claudia Pechstein und des ehemaligen Regionalligisten SV Wilhelmshaven). Es wird höchste Zeit, dass maßgebliche Sportfunktionäre sich von der Auffassung lösen, die Sportgerichtsbarkeit könne einen Alleinvertretungsanspruch bei sportrechtlichen Auseinandersetzungen für sich reklamieren und sich außerhalb der Entscheidungen der ordentlichen Gerichtsbarkeit stellen.

Fazit: Es gibt viel zu reformieren beim Weltfußballverband. Ob das mit einem Halbgott an der Spitze gelingt, darf bezweifelt werden.

Alfred Kruhl, Sankt Augustin







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