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VfB Oldenburg: Interview mit Herrenberger und Voigt
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VfB Oldenburg: Interview mit Herrenberger und Voigt

Autor: VfB Oldenburg am 24.02.2017
Logo VfB OldenburgWährend die Regionalligamannschaft des VfB Oldenburg an diesem Wochenende zwangsweise pausiert, gab es die Gelegenheit, Geschäftsführer Phillipp Herrnberger und Sportdirektor Ralf Voigt zu einem Interview zu bitten.

Wo steht der VfB Oldenburg im Februar 2017?

Ralf Voigt: Wenn ich es mir einfach machen würde, könnte ich sagen, auf Tabellenplatz sieben (lacht). Aber das ist natürlich nicht unsere Betrachtungsweise. Rein sportlich stehen wir im ersten Viertel einer insgesamt positiven Entwicklung! Ich muss mich fragen, ob die Spieler besser werden und ja, das werden sie. In dieser Phase der Entwicklung mache ich so etwas nicht vom Ergebnis am Sonntag abhängig. Sonst müsste ich nach drei glücklichen Siegen hurra schreien und nach drei unglücklichen Niederlagen Panik bekommen. Das ist Quatsch.

Philipp Herrnberger: Dem kann ich nur zustimmen! Ich gehe aber noch weiter und beziehe das Thema Entwicklung auf den gesamten Verein. Und da sage ich aus voller Überzeugung, dass der VfB seit Jahren, wenn nicht sogar seit Jahrzehnten, nicht mehr so gut aufgestellt war, wie es derzeit der Fall ist. Die Mitgliederzahl wächst beinahe täglich. Wir haben mehr Wirtschaftspartner, mehr Aufmerksamkeit und wir haben Visionen.
 
Die subjektive Wahrnehmung war nach der Niederlage gegen Flensburg aber eine andere. Man konnte sogar von einer Krise lesen.

Ralf Voigt: Wir haben gegen Wolfsburg nicht gewonnen und gegen Flensburg verloren. Das ist im reinen Ergebnis unbefriedigend. Fußball ist ein Ergebnissport. Die Leute dürfen so denken. Das tun wir doch auch, aber als Verantwortliche müssen wir über diesen Ergebnis-Tellerrand blicken und das machen wir, statt uns von der Öffentlichkeit oder der veröffentlichten Meinung treiben zu lassen. Wir müssen, um beim Fußball zu bleiben, hinterfragen, wie sich die Mannschaft entwickelt. Wir haben gegen Flensburg zwar verloren, aber bis 30 Meter vor dem Tor guten Fußball gespielt, immer wieder spielerische Lösungen gefunden. Nochmal, wir sehen die Defizite, aber eben auch die positive Entwicklung.

Philipp Herrnberger: Mich macht so etwas regelrecht wütend. Wir haben 2017 zwei Spiele absolviert. Zwei! Da ist das Gerede von einer Krise total deplatziert. Darüber hinaus ist es auch eine grundsätzliche Sache. Lasse ich mich von Erwartungen leiten oder handle ich aus Überzeugung? Wir können diese Frage klar beantworten. Wir handeln aus Überzeugung, auch wenn das nicht immer bequem oder einfach ist.


Sie sprechen von einer Idee. Wie sieht diese Idee aus?

Ralf Voigt: Es unser Ziel, eine Mannschaft zu formen, die spielerische Lösungen findet. Und das habe ich gesehen, auch gegen Flensburg, trotz der Niederlage. Oder denken wir mal an das Spiel gegen Lüneburg oder unseren bärenstarken Auftritt gegen Lübeck. Wir haben eine Spitzenmannschaft hier total beherrscht. Wir wissen, wo wir weiter ansetzen müssen.

Philipp Herrnberger: Auch abseits des Sportlichen geht es für uns um Nachhaltigkeit. Was wir tun, ist auf die Zukunft ausgerichtet. Wir verändern Rahmenbedingungen und wollen uns verbessern. Wir wollen eine andere, eine positive Wahrnehmung des VfB erreichen und haben noch sehr viele Möglichkeiten gar nicht ausgeschöpft.

Aber geht das, wenn die Ergebnisse nicht stimmen?

Philipp Herrnberger: Ich will da gar nicht so sehr in den sportlichen Bereich reinreden. Wir sind Tabellensiebter und das mit einer ganz neuen Mannschaft. Ich finde das ordentlich, auch wenn man als Fan - und wir sind ja auch alle Fußballfans - immer etwas mehr möchte. Darüber hinaus geht es eben nicht nur um Resultate. Der VfB war über Jahrzehnte im Bewusstsein der Oldenburger und der Menschen aus dem Umland sehr präsent. Da wollen wir wieder hin. Der VfB ist ein gutes, ein starkes Stück Oldenburg. Allerdings wissen wir, dass die Marke VfB zurzeit nicht die riesige Nummer ist, wie sie es einmal war. Doch wir finden Mittel und Wege, hier wieder hinzukommen.

Ralf Voigt: Ich appelliere an alle, die wie wir den Traum vom Profifußball haben: Gebt uns Zeit, hier etwas zu entwickeln. Ich kann auch das Gerede von früher nicht mehr hören. Wir leben im Hier und Jetzt! Wir gucken auch nicht zurück, sondern sind angetreten, um ganz solide etwas zu entwickeln. Nochmal, das geht nicht von heute auf morgen. Es ist ein Prozess, der Zeit benötigt, weil es immer wieder Rückschritte geben wird. Trotzdem sind wir auf dem richtigen Weg. Absolut. Davon lassen wir uns auch nicht abbringen.

Sie wollen ihre Arbeit nicht auf die Ergebnisse reduziert wissen. Womit wollen Sie die Menschen dann überzeugen?
 
Philipp Herrnberger: Man darf Fußball, die mit riesigem Abstand beliebteste Sportart, nicht auf das nackte Ergebnis reduzieren und die Markendiskussion noch viel weniger. Es geht dabei um viel mehr. Es geht um Werte, um Transparenz, um Glaubwürdigkeit, außerdem geht es um Zusammenarbeit, auch um Geschäfte, um Netzwerke. Daran arbeiten wir. Wir bringen Menschen, Unternehmer zusammen, schaffen Kontakte. Dazu eine kleine Geschichte. Wir haben kürzlich ein Sponsorenfrühstück veranstaltet und unsere Neuzugänge und sportlichen Ziele vorgestellt. Das kam bei unseren Partnern richtig gut an, aber mir wurde auch gespiegelt, wie wichtig es war, dass wir unseren Sponsoren eine Plattform gegeben haben, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Und ein Sponsor war von diesem Vormittag so begeistert, dass er direkt bei einer anderen Veranstaltung Werbung für uns  gemacht hat.

Ralf Voigt: Ich stimme Philipp zu einhundert Prozent zu. Es geht, ich wiederhole mich da sehr gerne, um Nachhaltigkeit in jeder Hinsicht. Schauen Sie sich doch unseren Kader an. Wir haben einen Großteil von Spielern, die ihre Wurzeln in der Region haben. Im Sommer werden weitere dazu kommen. Oder nehmen wir mal die Jugendarbeit, die Früchte trägt und weiter tragen wird. Diese Jungs wollen wir fördern. Hinzu kommt, dass wir eben nicht nur in Beine investieren, sondern auch in Strukturen, in Verbesserungen. Da können wir schon auf gutem Niveau mithalten und das ist die Basis, um mittelfristig auch sportlich noch erfolgreicher zu sein. Hinzu kommt noch ein weiterer, elementarer Baustein.

Verraten Sie uns den auch?
 
Ralf Voigt: Natürlich. Es ist der Zusammenhalt. Wir sind beim VfB eine Einheit. Ohne Wenn und Aber, da passt kein Blatt dazwischen. Management, Trainer, sportliche Leitung lassen sich nicht auseinander dividieren.

Was entgegnen Sie Kritikern?
 
Ralf Voigt: Ich lade sie ein. Wir sind immer ansprechbar, beim Training, auf der Geschäftsstelle. Wer uns kritisieren will, soll zu uns kommen und mit uns sprechen. Wir stellen uns jeder sachlichen Diskussion.

Aber Kritik ist nicht immer sachlich, sondern oft, gerade im Stadion, auch emotional.
 
Philipp Herrnberger: Das soll sie auch sein. Das Stadion ist ein Ort, wenn nicht der Ort, für Emotionen. Die Zuschauer sollen ihre Emotionen da auch gerne ausleben.

Ralf Voigt: Ich sehe es ähnlich. Jeder Zuschauer hat etwa das Recht zu pfeifen. Wenn 1300 Zuschauer im Stadion sind und davon 10 oder 15 meckern und pfeifen, lade ich sie herzlich ein, mal mit uns zu trainieren. Aber die, die pfeifen, sollten sich auch fragen, ob das hilft.

Philipp Herrnberger: Ralf hat da völlig Recht. Letztlich wollen wir doch alle Erfolg haben, wünschen uns, dass der VfB mindestens in der 3. Liga spielt. Aber, um das zu erreichen, müssen auch alle mit anpacken. Wir absolvieren einen Hürdenlauf, keinen glatten Sprint. Umso mehr mit anpacken, so wie die vielen Ehrenamtlichen zum Beispiel, umso schneller wird unser Traum wahr.

Wie kann der VfB sich bei der Verwirklichung seiner Träume selbst helfen?
 
Philipp Herrnberger: Das kann ich ganz einfach beantworten: Durch harte, ehrliche Arbeit. Denn genau die machen wir. Auch sonntags, morgens um 8 Uhr, wenn es im Stadion mit dem Drumherum losgeht. Außerdem müssen wir alles dafür tun, den VfB zu wecken, der noch immer im Bewusstsein der Oldenburger schlummert und dafür zum Beispiel die vielen alten VfBer wieder an unsere Seite holen. Denn wir wollen und brauchen dieses Wir-Gefühl.

Zum Abschluss noch eine Frage. Nicht wo, sondern wofür steht der VfB Oldenburg im Februar 2017?
 
Ralf Voigt: Sportlich für die Umsetzung einer klaren Idee, für eine gute Mischung aus Erfahrung und Talenten, für ein sehr regionales Gesicht und für ehrlichen Fußball.

Philipp Herrnberger: Für eine Do-It-Yourself-Mentalität, für Transparenz, für Nachhaltigkeit. Der VfB Oldenburg ist kein Hochglanzprodukt, sondern eher Recyclingpapier und das kommt an.
 


 
 





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