Drucken Fenster schließen
Hat Anker Wismar das Siegen verlernt?
Autor: Bernhard Knothe am 12.11.2015
Oder platzt der Knoten am Sonntag?

Logo FC Anker Wismar Am Sonntag gegen 05:45 Uhr beginnt für die Ankerelf bereits der 12. Oberligaspieltag. Die eigenen Sachen packen, das ganze Equipment im Bus verstauen und auf geht es ins 342 Kilometer entfernte Frankfurt/Oder. Bereits am letzten Freitag waren die Hansestädter in der Nähe von Frankfurt, denn Seelow liegt nur ca. 30 Kilometer vor Frankfurt entfernt. Die Partie wird um 13 Uhr im Frankfurter Stadion der Freundschaft im Buschmühlenweg 172, 15230 Frankfurt (Oder), angepfiffen.

Und sie ist ein vorgezogenes Spiel des 15. Spieltages. Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Christopher Gaunitz (Sächsischer Landesverband, TSV Böhlitz-Ehrenberg), er wird an den Linien assistiert von Toni Wirth (Sächsischer Landesverband, FSV Zwickau) und Martin Wadewitz (Sächsischer Landesverband, SV Lindenau 1848).

Die Fußballstadt Frankfurt (Oder) hatte, zumindest zu DDR-Zeiten, einen guten Ruf. Der 1. FC Frankfurt (offiziell: 1. Fußballclub Frankfurt (Oder) E.V. e.V.) wurde 1951 in Leipzig als Vorwärts Leipzig gegründet, zog 1953 nach Ost-Berlin und gewann dort bis 1971 als Vorwärts Berlin mehrfach die Meisterschaft und den Pokal im DDR-Fußball. Seit 1971 spielte der Verein in Frankfurt, zunächst als Vorwärts und später als Frankfurter FC Viktoria. Am 1. Juli 2012 benannte sich Viktoria unter Anschluss des MSV Eintracht Frankfurt in 1. FC Frankfurt (Oder) E.V. e.V. um. Das „E.V.“ im Namen steht dabei für die beiden Ursprungsvereine „Eintracht“ und „Viktoria.

Ziel des Zusammenschlusses sollte die mittelfristige Etablierung des Frankfurter Fußballs in höheren Spielklassen sein. Am Ende der Saison 2014/15 konnte der erste Erfolg gefeiert werden. Die Mannschaft bezwang am letzten Spieltag der Brandenburg-Liga Miersdorf/Zeuthen mit 5:1 und stieg so als Tabellenerster und Brandenburg-Meister in die Oberliga Nordost auf.

Nach einem recht solidem Auftakt, u.a. gelangen zwei Heimsiege gegen den Brandenburger SC (1:0) und Neubrandenburg (5:1) sowie einem Heimremis gegen Seelow (1:1), verloren die Grenzstädter danach (ähnlich wieder der FC Anker) das Siegergen. Die letzten fünf Spiele gingen allesamt verloren, auf eigenem Platz trafen die Oderstädter in den letzten drei Partie überhaupt nicht. Sie verloren gegen Lichtenberg mit 0:4, gegen den BSV Hürtürkel mit 0:2 und am letzten Spieltage gegen die Hansafohlen hoch mit 0:5-Toren.

Nur anfangs konnten die Frankfurter von einem Punktgewinn träumen. Sie hatten leichte Feldvorteile und im Ansatz einige gute Aktionen – allerdings ohne echte Torchance. Der FCF-Trainer Michael Pohl anerkannte problemlos die auch in der Höhe verdiente Niederlage. „Wir konnten mit athletischen Defiziten auf die Dauer nicht gegenhalten, sind später richtig eingebrochen.“ Die Ursachen sieht er im technisch-taktischen und Fitnessbereich. „Bei nur sieben bis zehn Mann im Training kann man nicht viel Gemeinsames üben für Oberliga-Tauglichkeit“, so seine Erkenntnis. Job, Studium und Ausbildung hätten nun mal Vorrang. Deshalb ziehe er den Hut vor der „tollen Mannschaft, die ohne große Verstärkungen weiter das Abenteuer Oberliga ohne große Illusionen, aber mit Mut und Willen angeht.“ (Zitat auf der Homepage des 1. FC Frankfurt).

Bis zum Sommer hatte Frieder Andrich die Oderstädter trainiert. Er ist allen älteren Fußballfreunden als Oberligaspieler von Stahl Riesa und Vorwärts Frankfurt bekannt. Der heute 67-jährige hatte die Oderstädter im Herbst 2012 übernommen und bis in die Oberliga geführt. Andrich bestritt u.a. 277 Oberligapartien, in denen er 91 Treffer erzielte. In der zweithöchsten Spielklasse der DDR-Liga traf er 39 Mal in 82 Partien.

Spielszene

Neuzugang Alexander Rahmig kam in Seelow zu seinem zweiten Einsatz und will sich im Oberligateam einen Stammplatz erkämpfen

Auch die Ankerelf läuft seit mehreren Wochen einem kompletten Erfolgserlebnis hinterher. Zwar konnte das Team in den letzten sieben Partien drei Unentschieden verbuchen (in Malchow, in Lichtenberg und gegen Altlüdersdorf), musste aber auch vier Niederlagen quittieren. „Die Niederlage in Seelow tat schon besonders weh, denn wir waren nicht die schlechtere Mannschaft. Doch in den letzten Spielen klappt es einfach im Angriff nicht so richtig, wir vergeben einfach zu viele klare Einschussmöglichkeiten. Das hat uns gegen Altlüdersdorf zwei Zähler gekostet und in Seelow zumindest einen“, weiss Mannschaftskapitän Fabian Bröcker.

„Spielerisch hat mein Team in den letzten Partien durchaus gute Ansätze gezeigt, hat sich dafür aber noch nicht richtig belohnt. Natürlich zehrt so eine Negativserie auch am Selbstbewusstsein der Spieler. Doch ich bin mir sicher, dass wir wieder in die Erfolgsspur zurückfinden werden. Die Mannschaft hat in dieser Woche viermal sehr gut trainiert, die Grundlagen sind also gelegt. Ich hoffe, dass wir in Frankfurt eine neue positive Serie starten. Vielleicht braucht es beim ersten Mal auch etwas Glück, denn Pech haben wir in den letzten Spielen genug gehabt“, so Ankertrainer Christiano Dinalo Adigo. Personell kann Adigo an der Oder wieder auf sein bestes Aufgebot zurückgreifen.

Die zweite Begegnung an diesem Wochenende, an dem die Landespokalspiele ausgetragen werden, ist das Nachholspiel zwischen Germania Schöneiche und dem FC Neubrandenburg.

Zwar gab es noch keinen direkten Vergleich der Hansestädter mit der Frankfurter Elf, doch der Vorgänger, die TSG Wismar, musste 1979 unangenehme Erfahrungen mit den damals politischen Sportentscheidungen machen. Am 20. Oktober 1979 unterlag des TSG-Team in der 2. Hauptrunde des FDGB-Pokals den Oderstädtern 0:1 sehr umstritten nach Verlängerung. Vorher, in der 1. Hauptrunde, siegte das TSG-Team 2:1 bei der ASG Vorwärts Stralsund II, in der Zwischenrunde gewannen die Hansestädter mit 4:2-Toren bei Stahl Henningsdorf. Die Frankfurter verloren dann im Viertelfinale gegen Dynamo Dresden auf eigenem Platz ebenfalls mit 0:1-Toren.

In der Oberligasaison 1951/52 standen sich Motor Wismar und die TSG Wismar gegenüber. Nach einem 2:2 in Frankfurt unterlag die Motorelf in Rostock mit 0:2-Toren. Mit Volker Witt stand ein ehemaliger Wismar zwei Jahren im Aufgebot der Frankfurter Elf und er bestritt zwischen 1976 und 1978 13 Oberligaspiele.

Foto: Andreas Knothe