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Oberliga Niedersachsen: Der erstaunliche Klassenerhalt des TB Uphusen
Autor: Fube am 07.06.2018
Foto mit Ball

©istock.com/Bigandt_Photography

Fußballmärchen werden nicht nur auf der ganz großen Bühne geschrieben. Der TB Uphusen zeigte in der Saison 2017/18 beeindruckende Comeback-Qualitäten, weiß aber, dass zur neuen Saison noch viel passieren muss.

Ähnliche Spielweise, doppelt so viele Punkte

Die Oberliga Niedersachsen sorgt normalerweise nicht für die ganz großen Schlagzeilen. Die Spiele sind höchstens für die regionalen Medien interessant, auch die prominenten Online-Buchmacher befassen sich lieber mit den höheren Ligen. Von einer fünften Liga werden schließlich keine Wunderdinge erwartet. Umso schöner ist es, wenn sie dann doch passieren.

Denn eigentlich war der TB Uphusen schon längst abgeschrieben. Und das zu einem unangenehm frühen Zeitpunkt: Zum Abschluss der Hinrunde hatte die Mannschaft aus Achim gerade einmal 12 Punkte auf dem Konto. Das bedeutete den letzten Tabellenplatz und die Hoffnung, noch das rettende Ufer zu erreichen, schwand mit jeder Pleite ein Stück mehr. 15 Spieltage später, am Ende der Saison, stand der Verein dennoch auf dem 10. Platz, der Klassenerhalt war schon einige Runden vorher in trockenen Tüchern.

Wie es dazu kam, ist zwar logisch erklärbar, wirkt aber dennoch wie ein kleines Wunder. Dass in der Winterpause personell stark aufgerüstet wurde, spielte mit Sicherheit eine große Rolle. Die Zahlen lassen gar keinen anderen Schluss zu: Nach mageren 12 Punkten in der Hinrunde verdoppelte das Team von Trainer Fabrizio Muzzicato seine Ausbeute in der Rückserie auf 25 Zähler. In der Summe also 37 Punkte, gleichauf mit Atlas Delmenhorst auf Platz 9. Allein die schlechte Tordifferenz der Uphusener aus der Hinrunde blieb bis zum Ende ein Makel, der zwar verbessert, aber nicht ganz beseitigt werden konnte.

Typisch Fußball: Hoffnung und Warnzeichen zugleich

Obwohl Fußball ein Ergebnissport ist, darf der Tabellenstand am Ende der Spielzeit nicht als alleinige Grundlage für die Saisonanalyse dienen. Der TB Uphusen liefert dafür einen anschaulichen Beweis. Denn die Punkteausbeute konnte zwar deutlich verbessert werden, doch rosarot war längst nicht alles, was die Mannschaft von Muzzicato auf dem Rasen ablieferte. Ganz im Gegenteil: Viele Spiele wurden durch Effizienz und auch durch mangelnde Torausbeute der Gegner gewonnen, nicht aber durch Überlegenheit auf dem Feld.

Vergleicht man dazu die Spiele aus der Hinrunde, fällt kaum ein Unterschied auf – von den Ergebnissen einmal abgesehen. Die Uphusener konnten also die Resultate verbessern, aber nicht die Spielweise. Womöglich handelt es sich dabei einfach um das berüchtigte Quäntchen Glück, das im Fußball so besonders stark zur Geltung kommt und nicht so recht erklärbar ist.

Im Profifußball sieht es schließlich nicht anders aus: Wie wäre das Endspiel-Duell zwischen Real Madrid und dem FC Liverpool ausgegangen, wenn sich LFC-Goalgetter Mohammed Salah nicht so früh verletzt hätte? Und wenn Liverpools deutscher Keeper, Loris Karius, sich nicht gleich zwei unerklärliche Aussetzer geleistet hätte? Ein anderes Beispiel: Hätte Eintracht Frankfurt die Pokalsensation gegen die großen Bayern auch geschafft, wenn Robert Lewandowskis Freistoß in der ersten Halbzeit nicht die Latte trifft?

Da solche Details den Fußball schon immer ausgemacht haben, ist es müßig, über Konjunktive zu diskutieren. Für die eigene Kaderplanung ist es umso wichtiger, nicht nur zu sehen, wo man steht, sondern auch den Weg dorthin zu verstehen. Die Hausaufgaben für den TB Uphusen sind damit offensichtlich. Wie Coach Muzzicato im Winter schon ankündigte, dauert es für gewöhnlich eine Weile, bis viele Neuzugänge richtig im System angekommen sind. Vor diesem Hintergrund war die Rückrunde natürlich ein voller Erfolg.

Mit kritischem Blick werden die Verantwortlichen jedoch wissen, dass es jetzt darum geht, das Spielerische zu verbessern und eine harmonische Einheit zu schaffen. Eine Achterbahnfahrt wie die vergangene Saison wünscht sich bekanntlich kein Verein; auch hier gibt es ein prominentes Beispiel, nämlich den Ex-Bundesliga-Dino aus Hamburg. In Uphusen ging es in jüngster Vergangenheit ohnehin schon sehr knapp zu: Im Frühjahr 2016 war die Mannschaft als Drittletzter eigentlich schon fix abgestiegen und blieb nur dank des Rückzugs des TuS Lingen in der Oberliga. Ein Jahr später ereignete sich fast dieselbe Fügung ein weiteres Mal, als sich die zweite Mannschaft des VfL Osnabrück freiwillig zurückzog.

Das Glück dürfte in Uphusen also vorerst aufgebraucht sein und aus dieser Erkenntnis können Trainer und Mannschaft eine frische Motivation entwickeln. Die Rückrunde 2017/18 hat gezeigt, dass der TBU nicht jedes Jahr gegen den Abstieg spielen muss, wenn er seine eigenen Möglichkeiten nutzt. Mit dieser Gewissheit kann der Verein vermutlich gut in die Vorbereitung und anschließend in die kommende Saison starten.